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Helmholtz Munich I Daniela Barreto

Kallistatin trägt zu den positiven Effekten einer Gewichtsabnahme auf den Stoffwechsel bei

Featured Publication, IDM,

Nach einer Gewichtsabnahme bilden Menschen mit Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) vermehrt das Protein Kallistatin* im Unterhautfettgewebe (subkutanes weißes Fettgewebe). Das konnten Forscherinnen und Forscher von Helmholtz Munich und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) in einer aktuellen Studie zeigen. Zudem verbessert Kallistatin den Stoffwechsel und könnte in Zukunft neue Therapiemöglichkeiten für Menschen mit Adipositas und Typ-2-Diabetes eröffnen. Die Ergebnisse wurden jetzt in ‚Molecular Metabolism‘ veröffentlicht.

Immer mehr Menschen erkranken an Typ-2-Diabetes und an Adipositas. Dabei handelt es sich um sehr komplexe und vielschichtige Erkrankungen. Um sie nachhaltig behandeln zu können, sind neue Ansätze in der Therapie gefragt. Klinische Studien am Menschen zeigten, dass stark mehrgewichtige Menschen weniger Kallistatin bilden. Kallistatin ist ein Protein, das verschiedene Wirkungen im Körper hat. Unter anderem ist es an der Heilung von Entzündungen und Wunden beteiligt. Welche Rolle Kallistatin im Glukosestoffwechsel spielt und ob es sich als therapeutisches Ziel eignen könnte, untersuchten jetzt Forschende des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) von Helmholtz Munich an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Nephrologie des Universitätsklinikums Tübingen.

Nach Gewichtsabnahme wird mehr Kallistatin gebildet

Dazu bestimmten sie bei 47 übergewichtigen bis fettleibigen Personen die Kallistatinbildung im subkutanen weißen Fettgewebe vor und nach einer Gewichtsreduktion. Das Ergebnis: Nach einer Gewichtsabnahme wird mehr Kallistatin gebildet.

Kallistatin verbessert die Insulinempfindlichkeit der Leber

Zusätzlich untersuchten die Forschenden die Wirkung des Proteins im Tiermodell. Dabei stellten sie fest, dass menschliches Kallistatin die Insulinsensitivität in der Leber von Mäusen verbesserte, die durch eine Diät fettleibig geworden waren.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kallistatin ein interessantes, aber auch herausforderndes therapeutisches Ziel für Menschen mit Adipositas und Insulinresistenz sein könnte“, sagt die Erstautorin Leontine Sandforth. „Da Kallistatin in der Leber Insulin-sensibilisierende Effekte hat, sollte es als potenzielles leberspezifisches Ziel untersucht werden, um die vorteilhaften Effekte eines Gewichtsverlusts nachzuahmen und möglicherweise Typ-2-Diabetes und Adipositas zu behandeln“, ergänzt Letztautor Prof. Andreas Birkenfeld.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

  • Kallistatin wird im menschlichen subkutanen weißen Fettgewebe gebildet.
  • Die Kallistatin-mRNA-Expression bei Menschen mit Übergewicht und Adipositas nimmt nach einem Gewichtsverlust im subkutanen Fettgewebe zu.
  • Bei diätinduzierten fettleibigen Mäusen verbessert menschliches Kallistatin die Insulinsensitivität der Leber.
  • Kallistatin kann zu den positiven metabolischen Auswirkungen der Gewichtsabnahme beitragen.

*Kallistatin (KST)
Kallistatin ist ein zirkulierendes, breit wirkendes humanes Protein. Es spielt zum Beispiel bei der Heilung von Verletzungen oder der Vorbeugung von Krankheiten eine Rolle. Bei Fettleibigkeit wurden in klinischen Studien niedrigere KST-Spiegel festgestellt. Die genaue Funktion dieses Proteins im Zusammenhang mit der Regulation des Blutzuckers und des Energiestoffwechsels bei Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes ist jedoch noch nicht vollständig verstanden. Forschende arbeiten daran, diese Zusammenhänge besser zu entschlüsseln, um neue Ansätze für die Behandlung von Stoffwechselstörungen zu finden.

Original-Publikation:
Leontine Sandforth… Andreas L. Birkenfeld: Role of human Kallistatin in glucose and energy homeostasis in mice, Molecular Metabolism,Volume 82, 2024. DOI: doi.org/10.1016/j.molmet.2024.101905.

Über die Forschenden:
Leontine Sandforth, 
Forscherin und Ärztin in Weiterbildung beim DZD-Partner Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) von Helmholtz Munich an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und in der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Nephrologie des Universitätsklinikums Tübingen.

Prof. Dr. med. Andreas Birkenfeld, Sprecher des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), Leiter des DZD-Standort in Tübingen, des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) von Helmholtz Munich an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Ärztlicher Direktor der Klinik für Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie des Universitätsklinikum Tübingen.