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Porträt Maja Funk_Banner
Helmholtz Munich | ©Petra Nehmeyer

Interview Erforschung des Zusammenspiels von Alterung, Umweltstress und Lungenerkrankungen

Ein Interview mit Maja Funk, neue Principal Investigator (PI) am Institute for Lung Health and Immunity (LHI) 

Ein Interview mit Maja Funk, neue Principal Investigator (PI) am Institute for Lung Health and Immunity (LHI) 

Wie fördern Alterung und Umweltstress chronische Entzündungskrankheiten? Maja Funk, neue PI am Institute for Lung Health and Immunity (LHI) bei Helmholtz Munich, geht dieser Frage auf den Grund. Gemeinsam mit ihrem Team erforscht sie die Rolle von Epithelzellen an der Schnittstelle von Alterung, Umweltstress und chronischen Lungenerkrankungen. Ihr Ziel: herauszufinden, wie die Regeneration des Epithels im Zusammenhang mit Erkrankungen wiederhergestellt werden kann. Im Interview spricht Maja Funk über ihre Forschung, ihre Visionen als neue PI am LHI und persönliche Ziele.

Seit wann und in welcher Funktion sind Sie bei Helmholtz Munich tätig? Welche (Forschungs-)Ziele verfolgen Sie dort?

MF: Seit Februar 2024 leite ich eine DZL (Deutsches Zentrum für Lungenforschung) Nachwuchsgruppe am LHI bei Helmholtz Munich.  

Meine persönlichen Ziele sind es, mich weiterhin in meiner Führungsrolle zu entwickeln und mich in meinem Forschungsgebiet weiter zu etablieren. Darüber hinaus möchte ich den Mitarbeiter:innen in meinem Labor ein Umfeld bieten, das kreative und innovative Forschung ermöglicht und ihnen hilft, sich als Forschenden zu entwickeln und zu wachsen.  

Das wissenschaftliche Ziel meines Forschungsteams ist es, zu verstehen, wie Alterung und Umweltstress zu chronischen Lungenerkrankungen beitragen, insbesondere zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). In diesem Zusammenhang werden wir uns auf das Lungenepithel konzentrieren, um molekulare Mechanismen in Epithelzellen zu identifizieren, die die Homöostase und die Regenerationsfähigkeit während des Alterns und bei Umweltstress beeinträchtigen und zur Krankheitsentwicklung beitragen. Auf dieser Grundlage wollen wir Angriffspunkte für neue therapeutische Ansätze identifizieren. 

"Das wissenschaftliche Ziel meines Forschungsteams ist es, zu verstehen, wie Alterung und Umweltstress zu chronischen Lungenerkrankungen beitragen, insbesondere zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD)."
Dr. Maja Funk

Was inspirierte Sie dazu zu Helmholtz Munich zu kommen? Was ist für Sie typisch für Helmholtz Munich?

MF: Für mich sind das translationale Umfeld und die Denkweise typisch für Helmholtz Munich und waren für mich sehr attraktiv. Mein Ziel ist es, die Alternsforschung so weit zu bringen, dass sie das gesunde Altern direkt unterstützen kann. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Linderung von altersbedingten Krankheiten, die einen großen Einfluss auf die Lebensqualität haben. Insbesondere Lungenkrankheiten spielen hier eine große Rolle. Daher hat mich die Kombination aus einem stark translationsorientierten Forschungsumfeld und einem Institut für Lungengesundheit in diesem Umfeld inspiriert. Außerdem ist das LHI Teil der DZL, was eine wichtige klinische Verbindung und damit weitere Möglichkeiten für die translationale Forschung bietet. 

"Obwohl der Wunsch des Menschen, ewig zu leben, sehr alt ist, befindet sich das Feld der Alternsforschung auf molekularer Ebene in einem frühen Stadium. Das finde ich faszinierend, und es bedeutet auch, dass es noch viel Potenzial für weitreichende Entdeckungen gibt, die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft haben könnten."
Dr. Maja Funk

Was fasziniert Sie an Ihrer Forschung? Was sind Herausforderungen?

MF: Ein zentraler Punkt meiner wissenschaftlichen Arbeit ist die Alternsforschung. Obwohl der Wunsch des Menschen, ewig zu leben, sehr alt ist, befindet sich das Feld der Alternsforschung auf molekularer Ebene in einem frühen Stadium. Das finde ich faszinierend, und es bedeutet auch, dass es noch viel Potenzial für weitreichende Entdeckungen gibt, die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft haben könnten. 

Eine große Herausforderung besteht darin, zu verstehen, welche altersbedingten Veränderungen wirklich die Ursache für altersbedingte Krankheiten sind, im Gegensatz zu sekundären Effekten ohne direkte Funktion. Interessant ist auch die Frage, inwieweit solche Prozesse krankheits- oder organspezifische Auswirkungen haben und welche eher systemisch sind. Die Lunge ist ein zentrales Organ für unsere Gesundheit und wird durch den Alterungsprozess stark beeinflusst. Das macht die Kombination für mich spannend. In diesem Zusammenhang besteht eine besondere Herausforderung darin, zwischen krankheits- und altersbedingten Phänotypen zu unterscheiden und herauszufinden, wie sich die Prozesse gegenseitig vorantreiben können.  

Die Einbeziehung von Umweltfaktoren in die Gleichung ist für mich eine zusätzliche Motivation, weil die Veränderungen in unserer Umwelt immer bedeutender werden. Es ist daher wichtig zu verstehen, wie sie unsere Gesundheit beeinflussen, um mögliche Interventionsstrategien zu ermitteln. 

Gab es ein prägendes Erlebnis in Ihrer wissenschaftlichen Laufbahn, welches Sie geprägt hat?

MF: Die Zeit, in der ich am EMBL in Heidelberg an meiner Masterarbeit gearbeitet habe, hat mich und meine Vorstellung von wissenschaftlicher Arbeit schon früh stark geprägt. Außerdem konnte ich sehr kreativ arbeiten: Das möchte ich den Mitarbeitenden in meinem Labor nun auch bieten. Und das ist wohl auch der Grund, warum mich die Arbeit mit Organoiden fasziniert, und diese 3D-Miniorgan-Kulturen werden auch eines der Hauptinstrumente meiner Arbeitsgruppe sein. 

"Es ist wichtig, die Menschen im Rahmen unserer Möglichkeiten über wissenschaftliche Themen und Fehlinformationen zu informieren, um das Vertrauen der Gesellschaft in die Wissenschaft zu stärken."
Dr. Maja Funk

Info-Box

Organoide

Organoide sind miniaturisierte, vereinfachte Versionen von Organen, die in vitro aus Stammzellen oder Gewebeproben gezüchtet werden und die Struktur und Funktion echter Organe nachahmen. Sie sind wertvolle Hilfsmittel für die Untersuchung von Organentwicklung, Krankheitsmechanismen und Arzneimittelreaktionen in einer kontrollierten Laborumgebung.

COPD

COPD, die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, ist eine fortschreitende Lungenerkrankung. Sie betrifft die Atemwege und führt zu deren dauerhaften Verengung. Hauptauslöser für COPD ist chronischer Zigarettenrauch.

Was kennzeichnet Ihrer Meinung nach das Leben eines Forschenden?

MF: Meiner Meinung nach zeichnet sich das Leben eines Forschenden dadurch aus, dass man die Möglichkeit hat, eigene Ideen zu entwickeln und diese dann zu verfolgen. Auch das investigative und innovative Denken hebt diesen Beruf von anderen ab.  Meine Zeit außerhalb der akademischen Forschungswelt hat mir gezeigt, dass diese Art zu arbeiten ein Privileg ist, und es ist gut, sich das vor Augen zu halten. In den letzten Jahren ist mir aber auch immer deutlicher geworden, dass das Leben als Wissenschaftlerin auch eine gesellschaftliche Verantwortung mit sich bringt. Es ist wichtig, die Menschen im Rahmen unserer Möglichkeiten über wissenschaftliche Themen und Fehlinformationen zu informieren, um das Vertrauen der Gesellschaft in die Wissenschaft zu stärken. Am liebsten übernehme ich diese Verantwortung als Dozentin an der Kinderuni; man kann gar nicht früh genug damit anfangen, Kinder für die Wissenschaft zu begeistern. 

Woraus schöpfen Sie neben Ihrer Arbeit Kraft? Welche Hobbys haben Sie?

MF: Meine Hobbys sind Lesen, Meditation und Yoga sowie Laufen. Regelmäßiges Laufen ist für mich eine Möglichkeit, meine körperliche und geistige Gesundheit zu erhalten. Von Zeit zu Zeit laufe ich Marathons, aus denen ich viel mentale Kraft schöpfe - die letzten 10 Kilometer eines Marathons läuft man nicht hauptsächlich mit den Füßen, sondern das meiste passiert zwischen den Ohren... 

Verraten Sie Geheimnis über sich!

MF: Ich komme aus einer sportbegeisterten Familie, die vor allem Fußball liebt. Als junges Mädchen war ich kein Fan einer bestimmten Fußballmannschaft, sondern nur ein Fan von Jürgen Klinsmann, einem deutschen Spieler, der damals in England spielte. Als er seinen Wechsel zurück in die deutsche Bundesliga ankündigte, beschloss ich, Fan dieser Mannschaft zu werden (ohne zu wissen, welche es sein würde). So wurde ich 1995 ein Fan des FC Bayern München. 

Über Maja Funk

Seit Februar 2024 PI der neuen Forschungsgruppe “Ageing and Environmental Stress in Chronic Lung Diseases” am Institut für Lungengesundheit und Immunität (LHI) bei Helmholtz Munich 

2018 – 2024 Postdoc am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg 

2016 – 2018 Medizinische Projekt Managerin (Fokus E-Health & klinische Studien), Heidelberg 

2013 – 2015 Ph.D. an der Universität Freiburg im Rahmen der Spemann Graduate School of Biology and Medicine (SGBM) 

2012 Masterarbeit am European Molecular Biology Laboratory (EMBL), Heidelberg 

2007 – 2012 B.Sc. und M.Sc. in molekularer Biologie an der Universität Heidelberg